Schülerlotsen
Seit rund 60 Jahren sind sie aus unserem morgendlichen und mittäglichen Verkehrsbild nicht wegzudenken, die Schülerlotsen, neudeutsch „Verkehrshelfer“ genannt. Sie waren und sind das Gesicht der Verkehrswachten. Keiner von uns ist nicht über einen von Schülerlotsen gesicherten Übergang gelaufen und keiner von uns hat nicht an einem Schülerlotsenübergang angehalten. Passiert ist dort in all den vielen Jahren nichts.
Ein Schülerlotse hat die Aufgabe, Schülern das sichere Überqueren einer Straße zu ermöglichen. Am Lotsenpunkt werden die Schüler in kleinen Gruppen über die Fahrbahn geleitet. Hierbei wartet der Schülerlotse auf eine genügend große Lücke im Verkehrsstrom, wobei er sich auch mittels der Schülerlotsenkelle bemerkbar macht.
Am 14. Januar 1953 wurde die in den USA geborene Idee eines Schülerlotsendienstes auch in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt. Die Einführung geht auf eine Initiative mehrerer Partner zurück, darunter auch die Deutsche Verkehrswacht. Im damaligen Kreis Schleswig taten die ersten Schülerlotsen seit Sommer 1957 an der Bugenhagenschule Dienst. Sie waren damit die ersten Schülerlotsen in Schleswig-Holstein. Heute liegt die Weiterentwicklung des Ausbildungskonzepts sowie auch die Ausstattung der Verkehrshelfer mit ihrer Dienstkleidung allein bei der DVW. In der Lotsenausbildung engagierte sich bislang hauptsächlich die , Polizei Lotsenbenennung sind maßgeblich die Schulen eingebunden. Der Verband der Automobilindustrie unterstützt das Projekt finanziell.
1971 gab es sogar eine amtliche Briefmarke im damaligen Wert von 10 Dpf.
Schülerlotsen agieren vor Beginn des Unterrichts und nach Schulschluss. Ihre Aufgabe erfüllen sie in jeder Jahreszeit, auch bei "Wind und Wetter".
Zur Erkennung der Schülerlotsen dienen eine Signalkelle, eine neongelbe Mütze zusammen mit einem neongelben Überwurf oder einer wetterfesten Jacke, die mit reflektierenden Materialien besetzt sind.
Schülerlotsen sollen mindestens 13 Jahre alt und in der 7. Klasse sein. Als Schülerlotsen können sich auch Erwachsene (zum Beispiel Eltern schulpflichtiger Kinder oder andere interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger) melden. Erst nach einer Ausbildung und einer bestandenen Prüfung kommt ein Einsatz in Betracht.
Die Verkehrswacht betont, dass es in über 60 Jahren Praxisbetrieb an den von Lotsen gesicherten Übergängen keinen einzigen tödlichen Verkehrsunfall gegeben habe.
Jährlich werden Schülerlotsenwettbewerbe ausgerichtet, zunächst auf Stadt- oder Kreisebene, danach auf Landesebene. Die besten der Bundesländer treffen sich zum Bundeswettbewerb der Schülerlotsen und stellen dort ihr theoretisches und praktisches Können unter Beweis. Auf Bundesebene erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Dank für ihr Engagement eine Belohnung, die Sieger einen Preis.
Deutsches Verkehrszeichen Nummer 356
Schülerlotsen gehören zur Gruppe der Verkehrshelfer. Auf den Einsatz von Verkehrshelfern, so die amtliche Bezeichnung in Deutschland laut § 42 StVO, wird in gebührender Entfernung durch das blaue Verkehrszeichen 356 hingewiesen. Der Vorgänger, das Verkehrszeichen „Schülerlotse“ mit derselben Ordnungsziffer wurde umbenannt, damit es so als Rechtsgrundlage für eine größere Vielfalt von engagierten Helfern im Straßenverkehr dienen kann. Als Verkehrshelfer werden neben Schülerlotsen auch Schulweghelfer, Schulbuslotsen und Schulbusbegleiter, sowie die Verkehrskedatten.
Schülerlotsen in anderen Ländern
In Österreich, vor allem in Großstädten, werden auch Zivildienstleistende als Schülerlotsen eingesetzt. Sie sind mit einer reflektierenden gelben Jacke oder einem gelben- oder orangefarbenen Mantel sowie einer Signalkelle ausgerüstet. Falls keine Zivildienstleistenden verfügbar sind, sorgen Polizisten für die Schulwegsicherung. Erstmals wurden sie in Österreich im Jahr 1964 in Salzburg eingesetzt. 50 Jahre später werden etwa 3000 Schüler als Schülerlotsen eingesetzt.
In Großbritannien werden Schülerlotsen als „Lollipop-Man/Lady“ bezeichnet, da sie ein mannshohes Stoppschild in der Hand halten, das wie ein riesiger Dauerlutscher (engl. "lollipop") aussieht. Sowohl ihre Uniform wie auch das Schild sind überwiegend in gelber Leuchtfarbe mit weißen Reflektorenstreifen gehalten, was den optischen Eindruck verstärkt. In Großbritannien sind Schülerlotsen häufig verbalen und physischen Attacken durch Autofahrer ausgesetzt. Im Jahr 2007 wurden über 1400 solcher Fälle gemeldet.
In den USA, wo die Mehrzahl der Schüler den Schulbus benutzt, werden an den Grundschulen undm Middle Schools Hall monitors und Safety patrolers (freiwillige Schüler der oberen Klassenstufen) eingesetzt, um morgens bei Schulbeginn und nachmittags bei Schulschluss erstens auf den Schulfluren Aufsicht zu führen (um zu verhindern, dass die Mitschüler sich ungeordnet und rennend fortbewegen) und zweitens die fünfjährigen Kindergardeners Unterrichtsräumen bzw. Bussen zu führen. Straßenübergänge im unmittelbaren Schulbereich werden in den USA regelmäßig durch Absenkung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit gesichert (in New York z. B. 25 mph, etwa 40 km/h); morgens und nachmittags werden dort zusätzlich erwachsene Lotsen (Crossing guards) eingesetzt.